Über Vertrauen, Anerkennung und Ehrlichkeit: So motivieren Sie Teams in Krisenzeiten

Nach der Krise ist vor der Krise: Die erste Welle der Corona-Pandemie ist zumindest in Europa weitestgehend eingedämmt, da hinterlassen schon die ersten Folgen der daraus resultierenden Wirtschaftskrise deutliche Spuren. Wie können Sie als Unternehmerin und Unternehmer darauf reagieren? Im ersten Beitrag unserer Reihe befassten wir uns mit besserer Führung. Dieser Artikel beleuchtet nun die andere Seite der Medaille: Die Motivation Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angesichts einer deutlich angespannten Wirtschaftslage.

Ihr Gegner ist die Angst

Angst ist eines der wichtigsten menschlichen Grundgefühle. Sie warnt uns vor Gefahren, schärft Sinne und Körperkraft. Somit kommt ihr bei der Bewältigung tatsächlicher oder vermeintlicher Gefahrensituationen eine besondere Rolle zu. Das funktioniert aber nur, solange nicht zu viel Angst das Handeln blockiert. Und genau das beobachten wir bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Unternehmen gerade eine Krise durchmacht. Diese Reaktion ist verständlich, denn es steht viel auf dem Spiel: die Karriere, das Einkommen und das Wohlergehen der Familie. Jedoch müssen Sie als Führungskraft dafür Sorge tragen, dass die Angst entweder gar nicht erst in Ihren Hallen Fuß fasst oder aber schnell überwunden wird. 

Vor Angst gelähmte Team hemmen nicht nur die Entwicklung eines Unternehmens, sondern auch dessen Fähigkeit, dynamisch auf die Herausforderungen einer Krise zu reagieren.

Am Anfang steht das Warum

Was also ist zu tun? Die einfache Antwort auf diese Frage ist sicherlich: Sorgen Sie für eine positive und kreative Stimmung, verbreiten Sie Mut und Hoffnung. Und wer es etwas philosophisch mag, kann auch noch erwähnen, dass sich das chinesische Schriftzeichen für Krise aus den Zeichen für Gefahr und Chance zusammengesetzt. 

Das reicht aber nicht aus, wenn es eng wird und der Cashflow langsam versiegt. 

Viel nachhaltiger ist es, zunächst einmal dafür zu sorgen, dass alle – vom Management bis zum Azubi – das Gefühl haben, im gleichen Boot zu sitzen und mit diesem Boot auch noch in die richtige Richtung zu fahren. Dieses Gefühl zu erschaffen, ist Aufgabe der Geschäftsführung. Sorgen Sie dafür, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur verstehen, warum es sinnvoll ist, diese Krise zu überstehen, sondern auch, warum Ihr Unternehmen überhaupt tut, was es tut. Haben Ihre Leute verinnerlicht, was zu tun ist und warum es zu tun ist, können sie sich eigenverantwortlich um das wie – die Umsetzung – kümmern. 

So lösen Sie auch zugleich eine der wichtigsten Fragen in der Führung von Menschen: 
Wie schafft man es, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Gefühl haben, einen aktiven Beitrag zum Erfolg des Unternehmens zu leisten?

Grundvoraussetzung für die gemeinsame Ausrichtung ist ein einheitliches Verständnis der Stellhebel, die jetzt zu ziehen sind. Mitarbeitende sollten die aktuellen Prioritäten auf einen Blick erkennen. Diese Transparenz sorgt im Umkehrschluss auch für notwendige Klarheit, was jetzt weniger wichtig ist. Diese Fokussierung hat zudem einen positiven Effekt auf Ihre Motivation und die Ihrer Mitarbeitenden: Je mehr Sie sich fokussieren, desto motivierter sind Sie. Denn der Fokus auf ein wichtiges Ziel bedeutet Klarheit, Konzentration und Beharrlichkeit.

Wirtschaftskrisen sind auch persönliche Krisen

In Krisenzeiten ist es entscheidend, den Menschen nicht als Humankapital zu sehen – sondern als Menschen. Denn viele Mitarbeitende bringen angesichts von Einbußen wie etwa Kurzarbeit oder Gehaltskürzungen nur dann Spitzenleistungen, wenn sie sich auch wertgeschätzt fühlen. Und so ist es eine entscheidende Aufgabe des Managements in wirtschaftlich harten Zeiten, nicht nur für die ökonomische Krise Antworten zu finden, sondern auch für die persönlichen Krisen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier gilt: Ehrlich gemeinte Anerkennung ist oft mehr wert als eine Lohnerhöhung. Vor allem Leistungsträger reagieren darauf sehr positiv und belohnen Wertschätzung mit Loyalität, obwohl sie bei einem anderen Unternehmen vielleicht mehr verdienen würden. Doch Vorsicht: Wer jahrelang nach der schwäbischen Devise “Nicht gemeckert ist genug gelobt” geführt hat, bei dem wirken plötzliche Lobeshymnen unaufrichtig und können einen gegenteiligen Effekt haben. 

Man kann nicht nicht kommunizieren

Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick stellte fest "Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso, wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren."  Die Aussage ist klar: Kommunikation ist entscheidend für zwischenmenschliche Beziehungen wie etwa die zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Deswegen sollte sie auch in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten kultiviert werden. In Krisen jedoch ist sie geradezu unvermeidlich, da sich hier oft die Ereignisse überschlagen. Etablieren Sie deshalb klare Kommunikationswege. Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss immer klar sein, an wen sie sich wenden müssen, wenn es darum geht, den Weg für eine optimale Zielerreichung zu ebnen. Dafür eignen sich tägliche oder wöchentliche Runden. So sind alle auf dem neuesten Stand und der Gerüchteküche wird Einhalt geboten. Denn Fehlinformationen oder falsche Interpretationen des tatsächlichen Ist-Zustandes haben eine nicht zu unterschätzende demotivierende Wirkung. Sorgen Sie in diesen regelmäßigen Abstimmungen dafür, dass die Teams untereinander Erfolgsrezepte und Gelerntes austauschen.

Nicht jeden Fehler muss man selber machen, um daraus einen Vorteil für die eigene Arbeit zu ziehen.

Angenehmer Nebeneffekt dieser Runden: Hier lassen sich kleine und größere Erfolge gemeinsam feiern. Dies ist der Motivation genauso zuträglich wie das Loben herausragender Leistungen Einzelner. 

Jetzt erst recht: Investieren!

Die meisten Unternehmen, die agil auf die Herausforderungen der aktuellen Krise reagierten und deswegen womöglich sogar gestärkt aus ihr hervorgehen werden, haben alle ihre Digitalisierungsbemühungen forciert. Darunter fällt zum Beispiel der digitalisierte Kundendialog, etwa durch webbasierte Verkaufs- und Verhandlungsgespräche. Fast noch bedeutsamer ist die Möglichkeit des agilen (Zusammen)-Arbeitens der Belegschaft. Der Lockdown des Frühjahrs kam sehr kurzfristig und viele Menschen waren plötzlich auf das Home-Office angewiesen. Unternehmen, die dann statt eines ausgerollten Kollaborations-Tools nur veraltete Desktop-PCs vorzuweisen hatten, verschenkten wertvolle Wochen, um adäquat auf diese Krise zu reagieren. Und auch betriebswirtschaftlich lohnen sich Digitalisierungsmaßnahmen: Prozesse werden effizienter und transparenter und durch Automatisierung bestimmter Abläufe sind schnell Kosteneinsparungen zu realisieren. Und zu guter Letzt machen zielgerichtete Investitionen in Ihre IT das gesamte Unternehmen, dynamischer, krisenfester und attraktiver für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.
— Max Frisch

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Photo by Quino Al on Unsplash