Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist es, sich das Problem einzugestehen. Genau an diesem Punkt war auch einer unserer Kunden, der unser erstes Treffen mit den Worten einleitete: „Ich glaube, mit dem Fokus tun wir uns hier schwer.“ Einige Minuten später unterstrich die zum Strategie-Controlling verwendete Excel-Tabelle diese Erkenntnis: Zwölf Hauptstrategien mit jeweils durchschnittlich sieben Teilstrategien, unter denen wiederum jeweils eine Handvoll Ziele und Maßnahmen aufgelistet waren. Wenn es für die reine Menge an Umsetzungsideen und Zielen einen Preis gegeben hätte – die Pokalvitrine wäre in diesem Unternehmen gut gefüllt gewesen
Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig
Bei einem genaueren Blick in das Tabellenwerk fielen zwei Dinge besonders ins Auge – denn sie stehen symptomatisch für Probleme, die viele Unternehmen bei der Strategieumsetzung haben:
Die Lösung für beide Probleme steht und fällt mit dem Fokus auf das Wesentliche. Denn was Menschen im Alltag schon oft eine Herausforderung ist, bereitet auch Unternehmen erhebliche Schwierigkeiten. Und das ist auch kein Wunder, denn es gibt viel mehr Ideen und Möglichkeiten, neue Themen anzugehen – seien es Märkte oder Zielgruppen anzusprechen, Produkte und Services neu zu konzipieren, Prozesse neu aufzusetzen und mit Softwareunterstützung zu digitalisieren – als Ressourcen in Form von Geld, Zeit und Aufmerksamkeit zur Verfügung stehen.
„Nein.“ ist ein ganzer Satz
Michael E. Porter, US-amerikanischer Ökonom und Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Harvard Universität bringt es am besten auf den Punkt:
„Strategy is choice. Strategy means saying no to certain kinds of things.“
Aber genau damit tun sich viele Unternehmen schwer. Die typischen Fragen, die zu überquellen Excel-Monstern führen, sind meistens:
Die Antwort ist eigentlich fast immer: Nein. Denn Fokus ist eines der Kernelemente erfolgreicher Umsetzung. Und je mehr man sich vornimmt, desto weniger wird erreicht.
Egal auf welcher Ebene (strategische Initiativen, Bereichsziele, Teamziele, Individualziele): Begrenzen Sie die Anzahl der Themen, mit denen Sie sich auseinandersetzen.
Wie viel ist genug?
Eine umfangreiche Untersuchung unter den S&P 500 Companies fand heraus, dass mehr als zwei Drittel dieser Unternehmen sich auf drei bis fünf strategische Prioritäten konzentrieren:
Unsere Erfahrung zeigt zudem, dass Teams und Mitarbeitende nicht mehr als drei Ziele gleichzeitig verfolgen sollten. Zwar ist sich die Forschung inzwischen einig, dass Menschen sechs bis neun Themen parallel bearbeiten können – im modernen Unternehmensalltag mit Tagesgeschäft, Meetings, Home-Office, etc. ist dies jedoch weder effizient noch realistisch.
3 Tipps, um den Fokus wieder zu gewinnen
1. Erkennen, Akzeptieren und die richtigen Schlüsse ziehen
Wie wir bereits am Beginn dieses Textes geschrieben haben: Am Anfang steht die Selbsterkenntnis, dass überhaupt ein Problem existiert.
2. Fragen stellen und Ranking entwickeln
o Mögliche Fragen zur Bestimmung der strategischen Prioritäten für Organisation und Teams können sein:
o Ranking der Maßnahmen und Initiativen. Maßgabe: Die Themen mit dem größten Wertbeitrag werden am höchsten priorisiert.
o 80/20 Regel verinnerlichen: Denn diese finden sich auch in der Strategieumsetzung wieder, etwa wenn man 80 % des Wachstums aus 20 % der Kundengruppen zieht.
3. Keine Ausnahmen zulassen
Wenn Sie jetzt etwas nicht umsetzen, bedeutet das nicht, dass diese Maßnahme nie realisiert wird. Etablieren Sie ein Backlog oder Themenspeicher, dessen Themen Sie dann sequenziell angehen. Sofern diese dann noch relevant sind.
“The successful warrior is the average man, with laser-like focus.
— Bruce Lee
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